Die Hamburger Oper am Gänsemarkt (1678 - 1738)

"Der Herr Gerhard Schott nachmals Rathmann dieser Stadt Hamburg, der Herr Lütjens, (. . . ) und der Herr Johann Adam Reinicke, zur Zeit Organist an der Catharinen Kirche hieselbst, betrieben das Opern - Wesen, baueten ein auf Grund Hauer liegendes Haus dazu, und brachten die musicalischen Schau - Spiele, deren zwar vorhin schon eines und andres, bey gewissen Gelegenheiten, aufgeführet worden, in ordentlichen Gang". So beschrieb Johann Mattheson in seiner Schrift "Der musicalische Patriot" aus dem Jahre 1728 die Gründung der Hamburger Oper am Gänsemarkt.

Der Ratsherr Gerhard Schott, der auf Reisen wohl auch die seit 1637 bestehende bürgerliche Oper in Venedig besucht hatte, ließ 1677 auf eigene Rech-nung das Hamburger Opernhaus von dem Italiener Sartorio erbauen. Das neue Opernhaus wurde am 02. 01. 1678 mit dem biblischen Singspiel: "Der erschaffene, gefallene und aufgerichtete Mensch / Adam und Eva "mit großem Ruhm und glücklichem Ausgang," eröffnet. (Mattheson)

Mit der Gründung der Oper wuchs eine Institution in Hamburg heran, die weithin, auch über die Grenzen der Hansestadt hinaus, führend in Deutschland sein sollte.

Auftraggeber für Prologe, Singballette und Festopern waren die Fürstenhäuser aus ganz Europa.

 



Aber außer diesen Auftragskompositionen und Festopern zu Ehren einzelner Personen wurde an drei Nachmittagen der Woche: Montag, Mittwoch und Donnerstag gespielt. Die Oper war dann für jedermann, der sich eine Eintrittskarte kaufen konnte, das ganze Jahr über geöffnet.
Damit war Hamburg einmalig in Europa. Venedig, mit seinen mehreren Theatern, hatte dagegen nur drei begrenzte Spielzeiten im Jahr.

Leider konnte sich die Oper am Gänsemarkt nur 60 Jahre halten. Immer wieder mußte der Spielbetrieb, teils aus inhaltlichen aber auch aus ökonomischen Gründen, unterbrochen und eingestellt werden. Nach einem letzten Versuch den Spielbetrieb noch einmal in Gang zu bringen, mußte das Haus 1738 endgültig für den öffentlichen Publikumsverkehr geschlossen werden. Am 10. Oktober 1746 wurde mit dem Prolog "Le Virtú gareggianti" dann auch die lange Reihe der Festopern eingestellt. 1765 mußte das Gebäude abgerissen werden; über 250 Werke waren hier entstanden und aufgeführt worden.